Ein kleiner historischer ÜberblickVereinigter Männerchor 1820 Willich e.V.
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Am 1. November 1820 eröffnete der Hilfslehrer Johann Peter Nesseler mit zwanzig jungen Leuten in Willich eine Sonntags-Gesangschule. Willich war damals ein Ort mit etwa 2.400 Einwohnern. Die langen Kriegsjahre waren nicht spurlos vorübergegangen, doch vor allem durch Kartoffelanbau und Branntweinherstellung verbesserte sich allmählich die wirtschaftliche Lage, so dass diese freiwillige Gesangschule großen Anklang in der Bevölkerung fand. Man übte vor allem Volks- und Kirchenlieder ein. | Marktplatz und die alte Willicher Pfarrkirche |
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Texte und Noten wurden abgeschrieben. Ein
Unikum sind die so genannten „Zahlennoten“, die einem musikalisch
unerfahrenen
Laiensänger eine Hilfe bieten sollten. Der Chor sah es als hauptsächlichste Aufgabe an, den Gottesdienst durch seinen Gesang zu verschönern, war also ein regelrechter Kirchenchor. Bereits 1822 wurde ein erstes großes Konzert mit anschließendem Ball gegeben, wahrscheinlich hatte sich der Chor in dieser Zeit schon zu einem reinen Männerchor (MGV) gewandelt. |
Ein Beispiel für die so genannten „Zahlennoten“ |
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1858 wurde die heute noch erhaltene Fahne erworben. Bewegte Zeiten erschwerten die weitere Entwicklung. Nach Kriegen und Kulturkampf in Deutschland ging es ab etwa 1880 an aufwärts. Neben der Bestimmung als Kirchenchor wurden Konzerte gegeben, Gesangswettstreite besucht und selber veranstaltet; sehr große Bedeutung erhielt auch das Theaterspiel. |
Die Vereinsfahne des alten MGV-Kirchenchores |
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1914 beendeten der Weltkrieg und die folgenden
Inflationsjahre diese positive Entwicklung; doch danach erholte sich
der Verein
wieder. 1928 gab es erneut 55 Sänger.
Von 1933 an sah sich der Männergesangverein, der ja gleichzeitig auch Kirchenchor war, mit erheblichen Behinderungen und Einschränkungen durch die Nationalsozialisten konfrontiert. Die Mitgliederzahl sank dramatisch und nur mit großer Mühe konnte der Verein vor dem Untergang bewahrt werden. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen dezimierten die Mitgliederzahlen noch weiter. Nach einer Spaltung des Chores (1947) in einen weltlichen und einen (gemischten) Kirchenchor konnte der Männergesangverein nur durch die Fusion mit dem „Willicher Männerquartett“ weiterleben. |
Der „Männergesangverein“ um 1880 |
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Diese Gemeinschaft, die sich neben dem Chorgesang vor allem dem Theaterspiel und ganz besonders dem Karneval widmete, hatte sich 1907 gegründet und danach eine ähnliche Entwicklung wie der MGV durchgemacht. Auch hier hatten Krieg und Rezession den Chor an den Rand des Ruins gebracht. Durch den Zusammenschluss dieser beiden Chöre 1954/55 wurde der „Vereinigte Männerchor“ geboren. Die Sänger waren nun in der Lage, wieder Konzerte und andere Auftritte erfolgreich zu bewältigen. Langsam und stetig stieg daraufhin die Mitgliederzahl, aber auch der Anspruch des Chores. | Das „Männerquartett“ in den 20er Jahren |
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1970 konnte man in einer ganzen Festwoche das 150-jährige
Bestehen feiern, 1995 waren stolze 175 Jahre erreicht.
Ab den siebziger Jahren wurden in gewissen Abständen Konzertreisen ins Ausland unternommen; so in die benachbarten Niederlande, nach Großbritannien, Ungarn, Italien, Spanien und zuletzt 2002 nach Tschechien. Im Jahresverlauf steht regelmäßig ein Konzert auf dem Programm; ein beachtetes kulturelles Ereignis in Willich, zu dem der VMC schon viele große Orchester, Solisten und bekannte Chöre aus dem In- und Ausland begrüßen konnte. Aber auch Feste und Feiern kommen nicht zu kurz: das schon vor 150 Jahren „Wurstmontag“ genannte Stiftungsfest (weil an diesem Abend ein zu Wurst verarbeitetes Schwein verzehrt wird) ist alljährlich ein Renner, bunte Karnevalssitzungen, Theateraufführungen, Ständchen und andere Veranstaltungen lassen es im Chor niemals langweilig werden. Der VMC 1820 Willich e.V. besteht zur Zeit aus etwa 45 aktiven Sängern. Vorsitzender ist Siegfried Gaubitz der Chorleiter heißt Daniel Schaaf. |
Weihnachtskonzert des VMC im Jahre 2000 |